Aufbau eines perfekten Filmes: Aliens - Die Rückkehr

ALIENS Drehbuch: James Cameron

Man lebt in einer Situation, die belastet ist. Es gibt ein Dilemma. Man merkt: so geht es nicht weiter. (Ripley lebt nach 57 Jahren Kälteschlaf auf einer Raumstation. Ihr ganzes Leben ist zerstört, ihre Familie hat sie überlebt. Die schrecklichen Erlebnisse mit dem ALIEN [im ersten Film] hat sie noch lange nicht verarbeitet.)

Ein Ereignis bringt "das Faß zum Überlaufen", man sieht, daß man etwas ändern muß und man bekommt ein erreichbares gutes Ziel. 
(Burke bittet Ripley um Hilfe, weil zu den Siedlern auf dem Alienplaneten jeder Kontakt abgebrochen ist. Ripley hat Alpträume. (siehe Schluß) Sie bekommt das kleine Ziel: die Siedler auf dem Planeten zu retten und kann dadurch gleichzeitig die Monster töten und so ihre Alpträume zähmen. 
(Doch das ist noch nicht ihr wichtiges großes Inneres Ziel.)
"Sie fahren dahin, um sie zu vernichten! Dann komm ich mit!" (Ripleys Ausgangsziel) PP1

Man sucht nach Lösungen. Man arbeitet, wühlt sich durch die Möglichkeiten. Man strebt danach, das ursprüngliche Ziel zu erreichen. (Ripley erreicht den Planeten und sie und die Soldaten versuchen, die Siedler zu finden und zu retten. Die Siedler sind alle tot. Jetzt müssen sie sich selber retten. Ripley trifft auf das kleine Mädchen Newt und baut zu ihr eine Beziehung auf.)

Es ist nicht einfach, den Weg zu gehen, aber man ist ja nun mal unterwegs, zurück möchte man nicht mehr so gerne. Man merkt, es wäre wirklich ganz nett, das veränderte Ziel zu erreichen. (Jetzt: den Planeten verlassen, mit dem Shuttle, und später wiederkommen und die Monster töten.)

Doch ein Ereignis macht aus dem "wäre ja ganz nett" ein "Du mußt es jetzt erreichen, weil zusätzlich noch Dein persönliches Ziel gefährdet ist."
(Das Shuttle wird von den Aliens zerstört: sie sind schlau, und: der Planet droht in 6 Stunden in die Luft zu fliegen, danach ist Sense. Ripley bekommt das persönliche Ziel: Newt zu retten: "Wir werden alle sterben. - Nein, das werden wir nicht.")

Zentraler Punkt: aus dem Dilemma ist ein großes Problem geworden, aus dem allgemeinen Ziel ein persönliches, aus dem "möchten" ein "müssen".

Das Problem stellt sich als beinah unlösbar heraus. Die Gegner, die Bösen, sind stärker und man kann sie eigentlich nicht besiegen.

Aber endlich: Man bekommt die Möglichkeit des kompletten Sieges. Man kann sowohl sein persönliches Ziel als auch sein ursprüngliches Ziel erreichen. 

Allerdings nimmt man zunächst den falschen Weg, um den unvermeidlichen Kampf zu umgehen. Man macht es sich (wie so oft im Leben) zu einfach. Man versucht, dem Kampf aus dem Wege zu gehen. Damit könnte man das eigentliche Problem hinter sich lassen. Man hätte es nicht wirklich selber besiegt, aber es sähe ganz gut aus. Es ist aber eher ein "das Problem zu verlassen und sich auf diese Weise davon zu entfernen" (passiv) als ein "man stellt sich dem Kampf und vernichtet den Gegner".

Dadurch erreicht man nur einen sehr bitteren Teilsieg: das kleine (Ausgangs-) Ziel könnte erreicht werden, aber auf Kosten des persönlichen Zieles. Man würde das persönliche Ziel verraten. Man wäre meilenweit weiter als zu Beginn des Filmes gekommen und man hätte sein ursprüngliches Ziel erreicht. Doch inzwischen ist das neue persönliche Ziel viel stärker als das ursprüngliche allgemeine Ziel.
(Ripleys Anfangsziel war, die Aliens zu vernichten. Der Planet wird bald explodieren, sie kann ihn jetzt mit dem Shuttle verlassen. Sie hätte überlebt, die Soldaten gerettet, und die Aliens wären alle tot. Doch sie würde Newt zurücklassen müssen, die, (weil sie eine Abkürzung genommen haben!!), in die Hände der Monster gefallen ist. Und das kann Ripley nicht tun. Sie hat es versprochen: bei ihrem Leben!) 

Sie steigt wieder aus dem Shuttle aus und geht zurück zu den Monstern, um Newt zu retten und den Kampf, dem sie schon entkommen war, aufnehmen. PP2 
Also: fast erreicht, aber in Wirklichkeit doch nicht.

Man muß jetzt unbedingt das persönliche Ziel erreichen, und das geht nur, indem man sich seinem Gegner im Kampf stellt. Doch zunächst muß man leider erstmal sterben. Das persönliche Ziel, dem man plötzlich greifbar nah ist, wird mit einem Paukenschlag von einer Sekunde zur anderen scheinbar zerstört.
(Ripley muß Newt retten. Sie geht zu den Monstern, in die Hölle, scheinbar findet sie Newt, doch in Wahrheit ist es nur das Armband, das sie mit einem Peilsender anpeilen konnte. Newt ist verschwunden. Newt ist tot. Und damit ist auch Ripley tot. Der tiefste Punkt.

Kurz darauf gibt es eine magische Wiedergeburt. Das scheinbar verlorene, zerstörte persönliche Ziel ist ganz plötzlich wieder vorhanden.
(Ripley hört die "gerade gestorbene" Newt in Todesangst schreien. Also lebt sie. Also kann sie doch noch gerettet werden. Ripley findet Newt eingesponnen in einen Alien-Kokon. Sie holt sie mit den Händen heraus: Newts Wiedergeburt!!)

Doch bevor man sein persönliches Ziel wirklich erreicht und in den Händen hält, muß man sich jetzt endlich doch dem unvermeidlichen finalen Kampf mit seinem Gegner stellen. Hier geht es um Leben und Tod. Entweder man gewinnt alles, oder man verliert alles. Man muß seine ganze Kraft einsetzen.
(Ripleys Kampf mit der Alien-Queen) 

Sie besiegt schließlich das Monster und darf dann die gerettete Newt sanft in die "Wiege" legen, in der es auch keine Alpträume mehr gibt. (Siehe Anfang)
 

Hier gibt es noch eine Kurzfassung von dem Aliens - Aufbau

Hier gibt es einen Text über need vs. mode

Hier gibt es den Aufbau eines deutschen Fernsehfilmes, HIN UND WEG (ARD 1999), der im Wesentlichen demselben Muster folgt

Hier gibt es eine kurze Darstellung von amerikanischen Komödien, die das auch tun.

Hier gehts zurück zum Ausgangstext über den Aufbau.