Praktische Schreib-Tipps

Wenn ich eine neue Geschichte entwerfe, schreibe ich ganz einfach, ohne auf Punkt und Komma zu achten, aus dem Bauch heraus seitenweise Text und Handlung. Solange, bis ich nicht mehr kann. Meistens sind das pro täglichem Anfall etwa 5 Seiten, die ich sofort ausdrucke. Ich speichere den ersten Entwurf im Ordner NEUE_IDEEN in einem Unterordner mit dem Arbeitsnamen meiner neuen Geschichte, sagen wir DIE_INSEL.

An einem späteren Tag lese ich diese 5 Seiten und meistens spüre ich, daß die erste oder die ersten beiden Seiten stimmen und die restlichen, etwa 3 Seiten, nicht stimmen. Ich kopiere dann die ersten beiden Seiten in eine NEUE DATEI und schreibe ab da weiter. Meistens kann ich kurze Parts aus den 3 Seiten, die mir nicht mehr gefallen haben, auch noch verwenden. Auf diese Weise schreibe ich dann erneut so lange, bis ich nicht mehr kann. Und drucke aus.

Meine Freundin und ich lesen dann wieder alles und das ganze Spiel geht von vorne los. Die ersten der neuen Seiten und oft das Ende sind okay, werden übernommen, und in eine NEUE DATEI kopiert, aus den anderen Seiten werden wieder nur einzelne Abschnitte übernommen.

Nach ein paar Tagen und Durchläufen habe ich dann im Ordner DIE _INSEL etwa zehn verschiedene, aufeinander aufbauende Fassungen derselben Geschichte. Die einzelnen Texte haben Namen wie Fassung_1, Fassung_1a, Fas_2, plot, plot_1, plot_NEU, plot_Neu_2. 

Um die Übersicht nicht zu verlieren, lasse ich mir die einzelnen Dateien auf meinem Computerbildschirm nicht nach Namen, sondern nach Entstehungsdatum sortiert anzeigen. Die neueste Fassung ist immer oben. 

Wenn ich das Gefühl habe, soweit zu sein, (das spürt man!!) gebe ich der nächsten neuen Datei den Namen ENDFASSUNG und schreibe dann die vorläufige Endfassung fertig. Eine komplette Geschichte von Anfang bis Ende, die alle wesentlichen Inhalte enthält. Ungefähr 10 Seiten Text.

Dann lege ich in dem Ordner DIE_INSEL einen NEUEN UNTERORDNER an, der den schönen Namen „alt“ bekommt. Dorthinein verschiebe ich alle vorangegangen Dateien bis auf die mit dem Namen Endfassung.

Ab dann bearbeite ich nur noch die Endfassung. Ich kürze solange daran herum, bis ich (und meine Freundin) zufrieden sind. Die Endfassung hat 5 Seiten. Jede einzelne der 5 Seiten hat einen ganz bestimmten Beginn oder Einstieg, und ein ganz bestimmtes Ende. Etwas ganz Bestimmtes passiert am Anfang und am Ende jeder einzelnen Seite, und, da es ein TEXT ist, steht auch ein ganz bestimmtes Wort am Anfang bzw. am Ende jeder einzelnen Seite. 

In den folgenden Tagen fallen mir immer wieder gute Sätze, neue und zusätzliche Szenen für die Endfassung ein. Die schreibe ich gesondert auf und kopiere sie dann an die entsprechenden Stellen im Text. Ich lege für jede einzelne der 5 Seiten fest, was darin vorkommen muß. Wenn ich dann ein paar der „guten neuen“ Sätze in eine Seite schreibe und die „alten schlechteren Sätze“ lösche, wird diese Seite dadurch natürlich länger oder kürzer. Ich arbeite dann solange an der einzelnen Seite, bis das erste und das letzte Wort wieder genau oben und unten stehen.

Ein Drehbuch ist die Vorlage für einen Film, von daher haben alle Ereignisse eine ganz bestimmte Funktion an einer ganz bestimmten Stelle des Films. So ist es auch mit den einzelnen Seiten: Aktionen, Wendungen, plotpoints, die im Film eine einzige perfekt passende Stelle haben, haben auch im Text der Geschichte eine einzige perfekt passende Stelle. Jede einzelne Seite hat einen eigenen genau dosierten Inhalt. 

Fünf perfekte Seiten Geschichte bzw. Exposé sind ein guter Anfang, um einen Film zu schreiben.


Wie es weitergeht, steht hier.