Worum geht´s

Man muß bei der Film-Geschichte das Interessante herausarbeiten. Dazu muß man es als Autor natürlich erst einmal selber finden.

Das Interessante ist das Rätsel, das Geheimnis der Geschichte. Die Frage, worum es geht. Meistens ist diese Frage in dem Moment beantwortet, in dem man versteht, warum die Hauptfigur das tut, was sie tut.

Rick Deckard. Er jagt und tötet Replikanten, künstliche Menschen. Doch als er sich in eine Frau verliebt und feststellt, daß auch sie künstlich ist, läßt er sie leben. Obendrein muß er akzeptieren, selbst künstlich zu sein. Trotzdem kämpft er um das Leben und die Liebe. Sein Feind Roy Batty läßt ihn am Leben, rettet ihn sogar vor dem Tod. Weil er das Leben erhalten wollte. Das künstliche Leben des Androiden Deckard, der wirklich lebendig ist, Gefühle hat, lieben kann.

Die Geheimnisse einer Geschichte begreifen wir in den Begegnungen und dem Verhalten der Figuren.

Jede Figur hat in der Welt, in der die Geschichte spielt, ein für sie normales Verhalten. Ein Cop jagt Verbrecher, ein Auftrags-Killer tötet, ein wahnsinniger Arzt macht Versuche an Menschen, ein Roboter dient seinen Auftraggebern, ein Casanova bricht Herzen, ein Selbstmörder bringt sich um, eine Hausfrauundmutter ist brav. 

Durch ein Ereignis wird die Welt der Geschichte und damit die Welt der Hauptfigur erschüttert und die Hauptfigur reagiert darauf durch eine Veränderung ihres normalen Verhaltens. An dem Moment, an dem die Hauptfigur etwas anderes tut, greift sie in den weiteren Verlauf der Welt, der Geschichte und ihres eigenen Lebens ein. PlotPoint 1.
(Leon, der Profikiller, öffnet sich dem kleinen Mädchen, baut Nähe auf.)

In den meisten Fällen ist das Ereignis eine Begegnung. 
(Clarice Starling und Hannibal Lecter. Luke und Obi Wan. Deckard und Rachel.)

Interessant sind ab jetzt die weiteren Begegnungen der Hauptfigur und, ob und wie die Hauptfigur ihr übliches, früheres Verhalten ändert und wie weit diese Veränderung geht. (Thelma und Louise gehen dabei sehr weit: sie wollen auf keinen Fall zurück.)

In einer Film-Geschichte müssen die wichtigen Begegnungen der Hauptfigur genau erzählt werden und die unwichtigen Begegnungen alle herausgestrichen werden.

Die Hauptfigur entwickelt sich von einer nur reagierenden Person zu einer selbstbestimmten Person, die aktiv ist und agiert, weil sie endlich erkannt hat, was sie wirklich will. 
(Leon, der Profikiller, zieht in den Kampf für das kleine Mädchen.) PlotPoint 2.

Das Interessante einer Geschichte ist ihr Rätsel, ihr Geheimnis. Die Frage, worum es geht. Meistens ist diese Frage in dem Moment beantwortet, in dem man versteht, warum die Hauptfigur das tut, was sie tut.

Der Moment, in dem die Hauptfigur (und der Zuschauer) es ganz versteht, ist die Krise. Hier ist die Hauptfigur nackt und pur. Hier wird klar, was wirklich auf dem Spiel steht. In nächsten Moment kommt es darauf an, was die Hauptfigur machen wird. Das ist der Höhepunkt. Was macht die Hauptfigur jetzt? Welche Entscheidung trifft sie? Kämpfen (auch bis zum eigenen Tod) oder doch Kneifen und so werden, wie früher?
(Leon opfert sich für das kleine Mädchen. Thelma und Louise erreichen den „rettenden“ Abgrund. Ripley stellt sich dem Kampf mit dem Mutter-Alien. Rocky geht in die 15. Runde)