Das kleine Einmaleins

Immer mehr Menschen fragen sich, was ist eine gute Film - Geschichte? Was ist ein gutes Drehbuch? Hier folgen einige Beobachtungen und Grundüberlegungen.

1) Das Wichtigste für eine Geschichte ist: der Zuschauer muß sie verstehen. Erst, wenn er sie versteht, kann er beurteilen, wie sie ihm gefallen hat. Der Zuschauer muß wissen, WAS passiert. Am Leichtesten verstehen wir etwas, das wir schon kennen. So seltsam das klingen mag, so wahr ist es. Dazu ein paar Beispiele: wenn in Spiel mir das Lied vom Tod zu Beginn Frank eine Familie tötet und gleichzeitig Harmonica drei Desperados tötet, die ihn ermorden wollten, wissen wir hinreichend genau, wie es wohl weitergeht. Darum braucht man sich als Zuschauer (und als Autor!) keine großen Sorgen mehr zu machen. Jetzt kann man sich auf das WIE und WARUM konzentrieren. Der Weg ist das Ziel. 

Eine eindrucksvolle Lösung hat James Cameron in Titanic gezeigt: die Handlung des kompletten Films ist: Schiff sinkt. Und um den Zuschauer nicht vor große Rätsel zu stellen, wird zu Beginn des Films der Untergang in einer Computersimulation gezeigt. Die alte Rose erzählt (und der Film zeigt) dann, wie dramatisch es war.

2) Der Held muß etwas unbedingt wollen und der Zuschauer muß von Anfang an wissen, was das ist. Dazu muß der Autor wissen, was den Held bewegt, vor allem, was vor dem Einsetzen der Filmerzählung passiert ist. 

Geschichten erzählen immer zwei Geschichten: einmal das, was passiert, und dann, warum das, was passiert, passiert. 

3) Eine Filmgeschichte ist eine Geschichte in Bildern. Zum SEHEN. In einem Buch stand: man muß das Viereck (die Leinwand) mit Dramatik füllen. Man muß mit eiskalter Präzision ein Feuer entfachen und die Herzen der Zuschauer zum brennen bringen. 

4) Das Wichtigste für ein Drehbuch ist: das es verkauft wird. 

5) Geschichten bestehen aus Begegnungen der Hauptfigur und ihrer inneren Bewegung.

6) Die Hauptfigur ist in beinah jeder Szene zu sehen, oder es wird über sie gesprochen.

7) Es hilft, wenn die Hauptfigur einen Partner/ ein Gegenüber hat. Der Zuschauer muß immer wissen, was die Hauptfigur denkt, und das kann der Autor am Besten in einem Dialog vermitteln.

8) Es hilft, die „Bösen“ aufzuteilen in einen „bösen Bösen“ und einen „guten Bösen“.

9) Eine Filmgeschichte ist ein Kampf um ein bestimmtes Ziel. Dazu ein Zitat: „Drama ist Konflikt. Konflikt ist Kampf. Konflikt ist die Notwendigkeit, eine Entscheidung zu treffen. Wie eine Figur kämpft, zeigt uns, wer sie ist.“ (aus dem Buch The Craft of Fiction von William C. Knott, empfohlen von James N. Frey).

10) Der Held muß über sich hinauswachsen. 
Das ist eine gute Geschichte: wenn die Hauptfigur über sich selbst magisch hinauswächst und diese Magie sich auf den Zuschauer, auf mich, überträgt. 
Wenn ich spüre, daß meine Träume Wirklichkeit werden können.

11) „Nebenfiguren“ sollten ein Eigenleben haben und müssen gut zu unterscheiden sein.

12) Fast jeder Film ist ein Road-Movie.
 

Kommentare und Ergänzungen erhofft. Plotpoints.de ist als Sammlung konzipiert!