Anerkennung ist im Leben das Allerwichtigste

Wer Anerkannt wird, wird wahrgenommen. Erkannt. Man kennt ihn. Und er wird angenommen. Akzeptiert. Gesehen. Gemocht. Geliebt. 

Anerkennung ist eines der 3 großen Filmthemen.

Dazu eine kleine Geschichte.
Einmal war ich bei meiner Tante zum Geburtstag eingeladen. Sie war nicht meine Lieblingstante, aber ich mochte sie gern. Damals hatte ich kein Geld und konnte kein Geschenk kaufen. Also machte ich mir ein paar Gedanken und kam auf die Idee für ein schönes Geschenk: eine Collage aus einigen Fotos von uns beiden, die über die Jahre entstanden waren. 

Es war ihr 60. Geburtstag, großes Brimborium. Alle waren da und es gab viele Geschenke, viel Trubel, meine Tante wußte nicht ein noch aus und redete mit allen gleichzeitig und eigentlich mit niemandem. Sie wurde vollgeladen mit Geschenken, überall lag zerrissenes Geschenkpapier herum, der Gabentisch drohte, zusammen zu stürzen. 
Eine Sonderausgabe Goethe mit Einband. Beethovens Sinfonien als Japanpressung. Ein Bild mit moderner Malerei für ihre Sammlung. Eine Zimmerpalme in einem riesengroßen Steingutbottich. 
Sogar eine 4-Tage-Reise nach Rom war dabei. 

Und mein billiger Rahmen mit entspiegeltem Glas, auf dem ein paar alte Fotos arrangiert waren. Eines davon hatte einen Knick, zwei waren schief eingepaßt. Ich hatte nicht so viel Zeit gehabt. 

Als sie es auspackte, kamen gerade die Nachbarn zwei Häuser weiter und überreichten eine Magnumflasche. Sie hatten nicht gesehen, daß meine Tante dabei war, mein Geschenk auszupacken. Es war eine leicht peinliche Situation, meine Tante, gleichzeitig mit zwei Geschenken, und drei Leuten, die Dankbarkeit erhofften. Alles war voller Packpapier. Jemand drückte ihr zu allem Überfluß auch noch ein Glas Sekt in die Hand und wollte mit ihr anstoßen. Es war Günther, ihr jahrelanger Verehrer, und schon etwas angesäuselt. 

In dem Tohuwabohu mußte ich plötzlich dringend auf die Toilette und ging aus dem Zimmer. 

Die Party lief danach gemäß den akzeptierten Mustern. 

Viel später kam meine Tante plötzlich zu mir, ich saß im Garten, und nahm mich zur Seite. Sie hatte meinen Bilderrahmen dabei und ich sah einen Glanz in ihren Augen. Ihre Worte klingen heute noch warm in meinem Ohr. 

Sie hat gesagt: "Über dein Geschenk habe ich mich am meisten gefreut." 
  

© Rüdiger Leupold 20. September 1999